Das Cerebellum ist an der nervösen Kontrolle von Haltung und Bewegung entscheidend beteiligt. Es ist nebengeordnetes Kontrollorgan für die gesamte Körpermotorik.
Von hier werden alle peripheren motorischen Vorgänge - sowohl statisch als auch dynamisch - koordiniert.
Wichtig ist anzumerken, dass das Cerebellum niemals direkt in die Sensomotorik eingreift, sondern sich stets differenzierter Funktionskreise bedient. So enden die efferenten Bahnen des Cerebellums
im Ncl. ruber, Formatio reticularis, Thalamus, in den Vestibulariskernen oder in der Olive. Die Schaltkreise der Kleinhirnrinde sind durch Rückkoppelungsmechanismen sehr kompliziert.
Fasern aus der Formatio reticularis und Fasern aus dem Tractus vestibulospinalis aktivieren die Extensoren und hemmen die Flexoren. Dieses System hat eine besondere Bedeutung für die Körperhaltung
und das Gleichgewicht im Kampf gegen die Schwerkraft.
Bei der willkürlichen Bewegung einer Extremität werden gleichzeitig Muskelgruppen an anderen Extremitäten und am Rumpf innerviert, um bei den veränderten statischen Bedingungen, Gleichgewicht und
Körperhaltung aufrecht zu halten und die Bewegung koordiniert ablaufen zu lassen.
Diese begleitenden Muskelreaktionen, die oft nur in einer vermehrten Spannung oder Entspannung von Muskelgruppen bestehen, werden nicht willkürlich ausgeführt und nicht bewusst empfunden. Ohne sie ist jedoch eine geordnete Bewegung nicht möglich. Alle mechanisch ablaufenden Bewegungen und eingeübte Bewegungsabläufe stehen unter der Kontrolle des extrapyramidalen Systems, das selbständig und unbewusst alle willkürlichen Bewegungen unterstützt. Neue Bewegungsabläufe werden über die pyramidale Basis einstudiert und nach Anpassung der Bewegungsmechanismen vom extrapyramidalen System übernommen.
Funktionsstörungen des Bewegungsapparates, welcher einzelnen Struktur auch immer, bedingen zwangsläufig Störungen des Gesamtsystems, des Haltungs- und des Bewegungsapparates.
Kompensationsmöglichkeiten bestehen im Bereich der Wirbelsäule in wesentlich größerem Ausmaß als beispielsweise an den unteren Extremitäten. Hier entstehen, allem voran an der Hals- und
Lendenwirbelsäule, sehr frühzeitige muskuläre Dysbalancen die im Gegensatz zu den peripheren Gelenken meist nicht sofort auffallen. Sie sind jedoch geeignet muskuläre Dysbalancen zu verstärken und
arthromuskuläre Dysbalancen zu unterhalten. Eine Beseitigung der Dysbalance hat meistens eine Beschwerdefreiheit zur Folge.
Nach Schätzungen der WHO haben ca. 70 % der Menschen in den Industrieländern eine funktionelle Beinlängendifferenz aufgrund einer ISG-Verschiebung.
Diese besagt das davon 95% tatsächlich funktionell sind, 5% traumatisch erworben und ganze 3 % durch unterschiedliches Längenwachstum entstanden.
Wie viele davon im Laufe ihres Lebens dadurch wirklich Probleme bekommen ist unbekannt.
Um einen tatsächlichen anatomischen Beinlängenunterschied nachzuweisen, gibt es nur die
differenzialdiagnostische Möglichkeit röntgenologisch die Summe der Länge des Femurs und der Tibia unter Berücksichtigung des Kniegelenkspalts und unter Ausschluss des
Oberschenkelhalswinkels im Seitenvergleich zu ermitteln,
Die Meinungen über manuelle Längenmessungen sind sehr unterschiedlich. Die Referenzpunkte der verschiedenen Methoden liegen an unterschiedlichen Stellen z.B. Spina iliaca sup.ant. oder Nabel oder
Trochanter major, Malleolus int. oder ext. usw.
Hierbei handelt es sich um die Ermittlung der funktionellen Differenz.
Ein Beinlängenausgleich durch Brettchen wird versagen, wenn es sich um eine Add- oder Abduktionskontraktur der Hüftgelenke oder seltener vorkommende Fehlstellungen zwischen LWS und Becken im lumbosakralen Übergang handelt. Ebenso bei einer Innenrotationseinschränkung eines Hüftgelenks. Bei der Adduktionskontraktur einer Hüfte ist der Beckenschiefstand auf der Seite fixiert, das Bein scheinbar kürzer. Es kann im Stehen nicht ausgeglichen werden, da die Ursache der Verkürzung eine Kontraktur ist - also funktionell. Durch einen Beinausgleich würde der Beckenschiefstand nur fixiert! Bei einer Abduktionskontraktur erscheint das betroffene Bein länger, die Gegenseite ist scheinbar verkürzt.
Hierbei gilt:
Nicht die Optik des Betrachters ist relevant, sondern die Struktur bestimmt das Vorgehen.